Martina Weiss
Marienturm, Sagrada Família
Martina Weiss
Ein neuer Stern Leuchtet am Himmel von Barcelona – Der Marienturm, Sagrada Família
Die Sagrada Familia liegt in Barcelonas Stadtteil Eixample und wurde 2010 von Papst Benedikt XVI. zur Basilika geweiht. Sie ist ein Wahrzeichen der Stadt und eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Spaniens. Vor dem Ausbruch der Pandemie wurden jährlich mehr als 4,5 Millionen Besucher gezählt.
Nachdem Gaudís großartiges Werk fertiggestellt sein wird, umfasst die Sagrada Família zukünftig 18 Türme. Jedes einzelne architektonische Element hat eine große symbolische Bedeutung, die es mit seiner sakralen Gesamtheit in Verbindung bringt. Ebenso hat jeder der Türme eine eigene Symbolik und Hierarchie, die durch seine Höhe metaphorisch gekennzeichnet wird.
Der Marienturm, der sich über der Apsis der Kirche befindet, ist 138 m hoch und wird der zweithöchste nach dem Jesus-Turm mit 171 m sein. Das ist etwas niedriger als die Höhe des Montjuic in Barcelona, und da dieser Berg nach Ansicht des Architekten Gottes Werk darstellt, entschied er, dass die Sagrada Família aus Gründen des Respekts diese Höhe nicht übersteigen sollte.
Zu Beginn des Projekts bestand die wichtigste Aufgabe und Herausforderung darin, die Architektur der Basilika in ihrer Gesamtheit kennen zu lernen. Für die Lichtplaner war es von entscheidender Bedeutung, Gaudís architektonische Absichten im Detail zu verstehen und zu lesen, um ganzheitlich angemessene Beleuchtungslösungen im Rahmen des Projekts entwickeln zu können. Das Beleuchtungskonzept basiert auf Gaudís Ideen: „…Sein krönender Stern muss in der Nacht ein leuchtendes Element sein und tagsüber ein intransparentes, architektonisches Element, um ihn nicht zu entmaterialisieren. Die Leuchtkraft des Sterns darf nicht zu stark sein, sondern eher sanft, um die architektonische Entmaterialisierung des Sterns zu vermeiden…“.
Die Lichtplaner folgten dieser Prämisse und entwickelten ein subtiles und dezentes Beleuchtungskonzept, das die faszinierende Architektur Gaudís behutsam ergänzt und ermöglicht, sie von nah und fern zu bewundern.
Die Beleuchtung des Turmes besteht aus drei Komponenten, die ein ausgewogenes Gesamtbild ergeben: die Innenbeleuchtung, die Beleuchtung von Krone und Schaft sowie die Beleuchtung des Sterns.
Im Innern des Turms befindet sich ein großes zentrales Hyperboloid, das tagsüber das durch die Fenster einfallende Sonnenlicht in Richtung des Altarraums filtert. In der Nacht wird die innere Haut des Turms aus der Spitze des Hyperboloids beleuchtet. Drei Gruppen von Leuchten mit unterschiedlichen Optiken sind darauf platziert und sorgen für eine weiche und gleichmäßige Ausleuchtung der Wände. Das reflektierte, warmweiße Licht mit einer Farbtemperatur von 3.000 K erhellt indirekt den Innenraum und strahlt sanft durch die Fenster des Turms nach außen.
Am unteren Teil der Turmspitze wird die Form der Krone durch die Beleuchtung des Schafts herausgearbeitet, der von der Krone ausgehend den Stern trägt. Der Schaft wird mit 12 kleinen, engstrahlenden Strahlern, die auf die Fassade gerichtet sind, von unten nach oben sanft beleuchtet. Ein fein abgestimmter Verlauf von hellem zu gedimmtem Licht rückt den Stern in den Mittelpunkt dieser markanten architektonischen Komposition.
Die spürbare Fernwirkung des Sterns wird durch eine zusätzliche Beleuchtung von innen unterstützt. Der Marienturm ist der einzige Turm, der mit einem Leuchtkörper gekrönt ist und damit den Morgenstern als Symbol für die Jungfrau Maria darstellt. Im Innern des Sterns befinden sich 12 eigens für dieses Projekt entwickelte LED-Projektoren, einer für jede Spitze des Sterns. Die Strahler befinden sich am Fuß jeder Pyramide und sind zur Spitze hin ausgerichtet.
Für die Beleuchtung des Sterns und die Betonung seiner Glasstruktur wurde eine Farbtemperatur von 4.000 K gewählt – diese Lichtfarbe steht in einem angemessenen Kontrast zu dem wärmeren Farbton der Fassadenbeleuchtung.
Alle Leuchten des Turms werden über ein DALI-System gesteuert, das ein Höchstmaß an Flexibilität bei der Dimmung und Szenenprogrammierung schafft. Dadurch ist es möglich, den Turm hervorzuheben und in Zukunft in das beleuchtete Ensemble der Basilika zu integrieren.
Tagsüber wird der Stern durch das Sonnenlicht beleuchtet, während er nachts von innen heraus strahlt und als Krönung der Basilika zu einem eindrücklichen visuellen Bezugspunkt am Himmel von Barcelona wird.