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Museen & Ausstellungen

Ruhr Museum, Zeche Zollverein

Essen, Deutschland
Architekten
HG Merz Architekten Museumsgestalter, Stuttgart
Bauherr
Stiftung Zollverein
Projektgröße
4.800 m²
Fertigstellung
2010
Fotos
Thomas Mayer

Das Ruhr Museum in Essen

Die Zeche Zollverein ist als eine der schönsten und vollständig erhaltenen Anlagen der Welt ein besonderer Publikumsmagnet des Ruhrgebiets. 2001 wurde das Areal von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt und erhält seither internationale Aufmerksamkeit.

Das Ruhrmuseum ist ein Ort, der dem Besucher eine kulturelle Kombination aus Industriegeschichte und Kunst in der stillgelegten Maschinerie der Kohlenwäsche bietet. Die brachiale Architektur des Gebäudes, welches die Hülle für die gewaltige Maschine Kohlenwäsche bildet, besticht durch ihre funktionale Ästhetik. Die Atmosphäre des Ortes erzählt noch immer von dem Lärm, der Kühle und vor allem der Feuchtigkeit durch die er zu Betriebszeiten bestimmt war. Seitlich einfallendes Tageslicht taucht die gesamte Szenerie in einen kühlblauen Dunst, der die Nüchternheit der Anlage noch zusätzlich unterstreicht.

Das Beleuchtungskonzept transportiert und interpretiert diese besondere Stimmung. Das Kunstlicht wird als solches nicht wahrgenommen, sondern erscheint als natürliche Gegebenheit und integriert sich somit unauffällig in das Gesamtbild.

Die komplexe Architektur des Gebäudes und unterschiedlichste Ausstellungen im Ruhrmuseum stellten naturgemäß divergierende quantitative und qualitative Ansprüche an das Licht, die durch die Zweiteilung des Gebäudes noch verstärkt wurde: Ein massiver mehrgeschossiger Stahlbetonkörper auf dem ein Stahlskelett steht, dessen Fassade mit Backsteinziegeln ausgefacht ist und einen hohen Fensteranteil aufweist sowie ein Betonsockel mit nur wenig Tageslichteinfall, in dem sich massive Silos mit trichterförmigen Auslässen befinden, welche durch eine intensive Betonsanierung, das Einziehen einer Zwischendecke und das Entfernen jeglicher nicht ortsfester Maschinen und Förderbänder funktionsneutral aufbereitet wurden, um lediglich eine überwältigende Kulisse für Ausstellungen zu werden.

Grundlegendes Kriterium für das Beleuchtungskonzept war, für die vielschichtige Struktur des Gebäudes ein Element zu finden, welches anpassungsfähig ist, sodass es in einem Großteil der öffentlichen Bereiche eingesetzt werden konnte.

Gelöst wurde diese komplexe Aufgabe durch eine „Leuchtentrasse“ als Träger für unterschiedlichste Anwendungen. Dieses Element besteht aus zwei Kabeltrassen mit einer dazwischen bündig integrierten Stromschiene. In den Bereichen mit niedrigen Deckenhöhen werden diese Trassen direkt an die Decke montiert, dort wo hohe Räume zur Verfügung stehen, wird das Profil abgependelt und eine zusätzliche indirekte Beleuchtung aus Leuchtstofflampen eingelegt. So wird eine homogene indirekte Grundbeleuchtung hergestellt und die Leuchte selbst wird als solche nicht identifiziert und die verborgene Lichtquelle ist nicht einsehbar.

Der Besucher des Ruhrmuseums nähert sich dem Gebäude, wie ehemals die Kohle, über ein „Förderband“ und erreicht darüber das Besucherzentrum. Die Gangway nimmt zwei Rolltreppen sowie eine einläufige Treppe auf. Über eine LED-Handlaufbeleuchtung wird eine Grundhelligkeit der Treppenstufen gewährleistet, während die farbig transluzenten Wangen der Rolltreppen mit Leuchtstofflampen hinterleuchtet werden.

Das dreiseitig mit Glas umschlossene Foyer wird über Aufbaudownlights in ein warmes Licht getaucht. Die Rückwand ist durch ein flächiges Wandbild besonders inszeniert. Bei Dunkelheit blendet sich dieses über ein vertikales Streiflicht noch einmal besonders ein.

Das Besucherzentrum ist in seiner Struktur besonders vielseitig und nimmt als Empfangsebene zusätzlich zur Ausstellung viele unterschiedliche Funktionen, wie die Kasse, ein Café und einen Bookshop auf. Große Bereiche können hier über die zuvor beschriebene Trassenbeleuchtung erhellt werden, im mittleren Bauteil ist dies jedoch nur eingeschränkt möglich.

Der Bereich der Dauerausstellung auf Ebene 6 wird bestimmt durch die Beton-Trichterauslässe der darüber liegenden Kohlensilos. Hier werden in jeder zweiten Querachse Kabeltrassen mit Stromschienen direkt unter die Unterzüge montiert. Da die Trassen für die Stromversorgung bereits vorgesehen wurden, gelingt an dieser Stelle wiederum die Verschmelzung mehrerer Gewerke in einem Element. In den anderen Achsen kommen lediglich Stromschienen zum Einsatz. Die Grundbeleuchtung wird hergestellt über in den Stützennischen sitzenden Lichtleisten.

Die Ebene 12 mit Dauer- und Wechselausstellungen befindet sich innerhalb der Silos und ist eine neu geschaffene Fläche durch den Einbau einer Zwischendecke. In die Längsachsen der roten Streckmetall-Abhangdecke werden Stromschienen sowie die Sicherheitsbeleuchtung integriert. Über in die Stromschienen einsetzbare Lichtleisten wird eine homogene Architekturbeleuchtung gewährleistet.