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Museen & Ausstellungen

Musée Savoisien

Chambéry, Frankreich
Architekten
Prunet Architecture & Urbanisme, Sèvres
Bauherr
Département de la Savoie, Direction des bâtiments et des moyens généraux
Szenografie
Ateliers Adeline Rispal, Paris
Elektroplanung
Amstein+Walthert SAS, Lyon
Projektgröße
ca. 3.400 m², davon ca. 1.800 m² Ausstellung
Fertigstellung
2023
Fotos
Luc Boegly / Ateliers Adeline Rispal
Bauvolumen
ca. 12 Millionen Euro
Beleuchtungsetat
ca. 1,5 Millionen Euro

Historische Hülle mit Künstlerischem Kern – Das Musée Savoisien in Chambéry

Bereits im Dezember 2014 wurde das Musée Savoisien für die Öffentlichkeit geschlossen, um umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen hinsichtlich der Museografie und Zugänglichkeit des Gebäudes sowie zum Erhalt der Bausubstanz und zur Konservierung von Dokumenten durchzuführen. In 2019 haben die eigentlichen Renovierungsarbeiten im Museum begonnen und es wurde innerhalb von vier Jahren ein Ort geschaffen, der die vielseitige Historie der Stadt Chambéry, der Region Savoie und seiner Bevölkerung erzählt. Das Team um den französischen Architekten Pascal Prunet sowie das Ateliers Adeline Rispal aus Paris haben das ehemalige Franziskanerkloster aus dem 13. Jahrhundert mit angeschlossenem Klostergarten in einen Ort der Kreativität, Reflexion, Information und Interaktion verwandelt. Hinter der sanierten und örtlich angepassten Gebäudehülle befinden sich mehrere Ebenen mit aktuell über 2.000 Ausstellungsobjekten und -relikten sowie einer Ausstellungsgestaltung, die die bewegte savoyische Topografie eindrucksvoll in die Museografie übersetzt. Wir haben für die denkmalgeschützte Architektur funktionale und inszenierende Lichtlösungen entwickelt, die den Besucher informativ und spannungsreich durch die Geschichte und Hintergründe des Ortes und seiner Bewohner führen.

Nachdem der Eingang in der Vergangenheit ursprünglich auf der gegenüberliegenden Seite des Museums lag, ist er nun unauffälliger neben der prächtigen Franziskaner-Kathedrale platziert. Die Fassade fügt sich harmonisch in die historischen Gebäudekonstellationen ein und die Besucher werden im Eingangsbereich von einem lichtdurchfluteten, zweigeschossigen Raum in Empfang genommen. Hier ist neben dem Ticketverkauf auch der Shop untergebracht. Warm wirkende Holzmöbel in Kombination mit einer minimalistischen Gestaltung der Wände und Decken schaffen Modernität inmitten eines historischen Gebäudes. Durch die allgemein helle Farbgebung wird eine angenehme Weite und Großzügigkeit vermittelt, die den Besucher bei einem Blick ins offene Obergeschoss bereits erste Exponate wahrnehmen lässt. Lineare LED-Profile, die in rhythmisch angeordneten Deckenvouten verortet sind, sorgen zusammen mit ausrichtbaren Strahlern für eine funktionale sowie akzentuierte Beleuchtung. Gleichzeitig bilden sie mit der akustisch wirksamen perforierten Gipskartondecke ein stimmiges und ruhiges Deckenbild.

Das Galeriegeschoss über dem Shop- und Eingangsbereich weist eine ganz ähnliche Gestaltungssprache mit klaren und puristischen Elementen auf. Die ausgestellten „Peintures murales de Cruet“ zeigen beeindruckende Wandmalereien aus dem Mittelalter, die von umlaufenden Wallwashern in der Decke wirkungsvoll in Szene gesetzt werden und den Eindruck eines zusammengehörigen Gesamtkunstwerkes vermitteln. In den vier Raumecken haben die Lichtplaner separate Steuergruppen eingesetzt, um durch eine angepasste Dimmung parabolische Lichtabbildungen an den Stirnseiten zu vermeiden und eine möglichst homogene Ausleuchtung des Raumes zu gewährleisten.

Auch die temporäre Ausstellung präsentiert sich als offener, doppelgeschossiger Raum mit Zugang über das Erdgeschoss. Die Bereiche sind dabei um den Kreuzgang angeordnet und haben teilweise einen Blickbezug nach außen in den Klostergarten. Über eine Passerelle erhält der Besucher einen angenehmen Weitblick, und die Exponate können auch aus der Höhe betrachtet werden. Sowohl in der Rippendecke des Raumes als auch in der Vorderkante der Passerelle wurden Stromschienen eingesetzt, um Strahler auf zwei Ebenen aufzunehmen. Die Verschiedenheit der Rippenabstände in den diversen Ausstellungsräumen hat dabei vorausgesetzt, dass mehrere unterschiedliche Details entwickelt werden mussten. Das Ergebnis ist ein äußerst flexibles Beleuchtungskonzept, welches sich für diverse Ausstellungsarten und -themen eignet.

Im 1. und 2. Obergeschoss befindet sich die Dauerausstellung des Museums. Hier werden verschiedenartige Aspekte der Historie von Chambéry themenspezifisch präsentiert. Der innenliegende Bereich „Kleidung“ im 1. Obergeschoss unterscheidet sich von der offenen Architektur und bietet stattdessen niedrigere Deckenhöhen sowie eine daraus resultierende intime Atmosphäre für den Besucher. Die Decke ist hier ebenfalls aus hellem Gipskarton gefertigt und ermöglicht neben akustischen Vorteilen auch die Aufnahme von Stromschienen. Die daran platzierten, justierbaren Strahler sorgen für eine optimale Akzentuierung mit maximaler Flexibilität. Aufgrund der Empfindlichkeit der Materialien gab es jedoch Beschränkungen hinsichtlich der Beleuchtungsstärken, wobei der Einsatz von hellen Materialien und Farben die notwendige Abdunkelung der Räume ausgleicht. Die Besucher werden intuitiv durch die Ausstellungsbereiche geführt.

In beiden Obergeschossen wurden einheitliche Strahler mit einer Lichtfarbe von 3.000 K eingesetzt. Die Ausstrahlwinkel sind mittels Drehfokussierung veränderbar, und die Strahler sind mit Abblendkappen kombinierbar, um einerseits die sehr unterschiedlichen Exponate zu beleuchten und andererseits eine ungewünschte Lichtstreuung bzw. Blendung zu vermeiden. Auch im 2. Obergeschoss liegt ein Teil der Ausstellungsräume am Kreuzgang mit Außenraumbezug, während die innenliegenden Bereiche von einem präzisen Kunstlicht profitieren. Gläserne Vitrinen entlang der Fenster präsentieren die vielseitigen Exponate und werden von gegenüberliegenden Kunstwerken ergänzt. Die Strahler sind an Stromschienen im Horizont einer Holzrippendecke platziert und akzentuieren die Gegenstände und Gemälde individuell. In den innenliegenden, abgedunkelten Bereichen werden die Besucher nicht nur zum Anschauen der Exponate, sondern auch zur Interaktion eingeladen, da einige Objekte sogar angefasst werden können und die Möglichkeit geben, in die Welt der Bevölkerung der Savoie und seiner Lebensumstände einzutauchen. Neben zahlreichen Alltagsgegenständen, wie beispielsweise Werkzeugen, Geschirr, Postern, Büchern etc. werden auch die Bereiche Religion, Handel und Architektur thematisiert.

Ein besonderes Highlight ist die Kapelle im 2. Obergeschoss der Dauerausstellung. Die sakrale Anmutung der Architektur wird durch religiöse Objekte ergänzt und bietet ein außergewöhnliches Raumerlebnis innerhalb des Museums. Insbesondere die Decke der Kapelle ist ein für sich stehendes Kunstwerk und wird von einer auf den flankierenden Gesimsen verorteten Indirektbeleuchtung sanft eingeblendet. Justierbare Strahler sind auf dem Sims platziert und heben sowohl den prächtigen Altar als auch weitere Exponate auf einem hölzernen Podium hervor.

Ein weiterer Glanzpunkt sind neben den rotierenden maßstäblichen Modellen ikonischer lokaler Gebäude auch die Salles de Réconstitution, vollständige historische Raumgefüge, die als Ganzes im Museum nachgebaut wurden. Um sie in einen authentischen Kontext zu stellen, wird sogar der Ausblick aus den Originalräumen mittels einer gleichmäßig hinterleuchteten Panoramafotografie nachempfunden. Hierfür wurde trotz des geringen Hohlraumes hinter den Panoramen mit engen Schleifen von LED-Lichtbändern eine gleichmäßige Hinterleuchtung geschaffen, was einen lebendigen Raumeindruck, ja sogar die Anmutung von einfallendem Tageslicht erzeugt.

Neben den abwechslungsreichen Ausstellungsbereichen im Innenraum des Museums, sind auch die Außenanlagen äußerst sehens- und besuchenswert. Der Klostergarten mit seinem umlaufenden, überdachten Kreuzgang bietet einen malerischen Ort für Veranstaltungen oder Aktivitäten unter freiem Himmel. Bei Einbruch der Dämmerung beleuchten Strahler den Innenhof und die Fassade und unterstreichen damit den Charakter des denkmalgeschützten Gebäudes in seiner massiven Anmutung. Der Kreuzgang wird von Downlights beleuchtet, die jeweils diskret im Schlussstein jedes Gewölbes platziert sind. Hierfür wurden koordiniert mit der Architektur minimale Kernbohrungen in den historischen Schlusssteinen verortet. Die Besonderheit ist dabei, dass die Vorschaltgeräte aus Platzmangel ausgelagert wurden und sich im Bodenhorizont im darüberliegenden Geschoss befinden, wo sie über Bodenklappen zur Wartung erreicht werden können.

Mit dem Konzept für das Musée Savoisien ist uns eine sowohl funktionale als auch ästhetisch wirkungsvolle Beleuchtungslösung für die denkmalgeschützten Räume gelungen. Das Licht trägt dabei zum ganzheitlichen Museumserlebnis bei und hebt die Exponate in mal sanft, mal inszenatorisch hervor.