Licht Kunst Licht AG
Kulturbauten & Veranstaltungsorte

Casals Forum, Musikquartier

Kronberg, Deutschland
Architekten
Staab Architekten GmbH, Berlin
Bauherr
Kronberg Academy Stiftung
Akustikplaner
Peutz bv, Molenheuk
Sonderleuchtenbau
Objektleuchten Berlin / Leuchten + Metall Technik GmbH, Berlin
Projektgröße
16.500 m² Nutzfläche
Fertigstellung
2023
Fotos
Marcus Ebener
Bauvolumen
60 Millionen Euro

Das Casals Forum – Architektur, Akustik und Licht im Einklang

Fünf Jahre nach der Grundsteinlegung wurde das Casals Forum in Kronberg im Taunus mit einem Galakonzert und Festival mit internationalen Klassikstars feierlich eröffnet. Die Kronberg Academy Stiftung hat sich mit dem anspruchsvollen Großprojekt aus Konzertsaal, angegliederter Studienakademie und Verwaltungszentrum nicht nur ein eigenes Zuhause, sondern einen innovativen Ort mit optimalen Voraussetzungen für ihre musikalische Ausbildung und öffentlichen, klassischen Konzerte geschaffen. Das Gebäudeensemble mit dem skulpturalen und transparenten Pavillonbau des Casals Forums ist ein Entwurf von Staab Architekten aus Berlin. Die Planer um Volker Staab nutzten das starke Gefälle des Grundstücks, um die Neubauten auf elegante Weise mit dem Maßstab der umgebenden Gebäude in Einklang zu bringen. Der Kammermusiksaal fügt sich als Herzstück behutsam in den Hang ein – eine gläserne Fuge lässt über das umlaufende Foyer hinweg die angrenzende Landschaft Teil des holzausgekleideten Saales werden und seinen attraktiven Charme entfalten. Die Lichtplaner von Licht Kunst Licht haben für die beeindruckende Architektur ein integriertes und stimmungsvolles Lichtkonzept entwickelt, das flexible Lichtszenarien und vielfältige Lichtatmosphären für ein ganzheitliches Musikerlebnis bietet. So ist in enger Zusammenarbeit mit renommierten Planungsbeteiligten aus der Bauakustik ein ambitionierter und kraftvoller Bau entstanden, der sich in die Riege der weltweit besten Kammermusiksäle einreiht.

Namensgeber des neuen Kammermusiksaals ist der Cellist Pablo Casals (1876-1973), dessen musikalisches und humanistisches Erbe Inspirationsquelle für die Gründung der Kronberg Academy im Jahr 1993 war. Dessen Vermächtnis als Künstler und Kämpfer für den Frieden, stellte für den Bauherrn das Leitbild des ambitionierten Projekts im Luftkurort Kronberg im Taunus bei Frankfurt dar. Pünktlich zum dreißigjährigen Bestehen der Akademie und Casals 50. Todestag ist das Casals Forum nun fertiggestellt worden. Das neue Ensemble im Musikquartier der Kronberg Academy, bestehend aus Kammermusiksaal, Musikakademie und Hotel, soll beste Voraussetzungen für die musikalische Ausbildung in der Kronberg Academy bieten. Es liegt direkt am S-Bahnhof Kronberg und ist vom Grünraum des Viktoriaparks umgeben.

Der Konzertsaal bildet das Herzstück des Casals Forums und ist besonders auf die Erfordernisse der Kammermusik ausgelegt. Mit einem Parkett- und Rangbereich bietet der Saal Platz für 550 Zuhörerinnen und Zuhörer. Zu dem modernen Gebäudeensemble gehört das an den Kammermusiksaal angegliederte Studienzentrum für den ganzjährigen Studienbetrieb der Kronberg Academy. Neben Unterrichts- und Übungsräumen befindet sich hier ein weiterer, kleinerer Konzertsaal für intime Konzerterlebnisse: der Carl Bechstein Saal mit 150 Plätzen sowie ein kleiner Vorspielraum mit bis zu 50 Plätzen. Der Bau mit seinen akustischen Raffinessen hat insgesamt 60 Millionen Euro gekostet.

Eine weitere Besonderheit des innovativen Neubaus ist das nachhaltige und regenerative Energiekonzept: Das Casals Forum wird mit einem durch die EU und das Land Hessen geförderten innovativen Eisspeicher klimatisiert und gilt damit als der erste Konzertsaal, der CO2-neutral betrieben werden kann.

Bei der Ausschreibung und Auftragserteilung zeigten Bauherrn und Jury eine glückliche Hand. So erhielt das eindrucksvoll harmonische Konzept von Staab Architekten aus Berlin im Rahmen des Architekturwettbewerbs, den die Kronberg Academy gemeinsam mit dem Bauherrn des Hotelneubaus auf dem benachbarten Grundstück ausgeschrieben hatte, den 1. Preis und damit den Zuschlag. Staab Architekten meisterten die Herausforderung, die Neubauten mit der Umgebung in Einklang zu bringen, indem sie geschickt auf die vorhandene Topographie eingingen. So entwickeln sich die Gebäude scheinbar aus dem Gelände und schaffen mit dem Natursteinsockel und -wänden einen spannungsreichen Wechsel offener und gefasster Außenräume.

Das Casals Forum hat den Charakter eines Pavillons, der von einem skulpturalen Dach gekrönt wird. Wie eine gläserne Fuge trennt die raumhohe Verglasung um das obere, ebenerdige Foyer das Dach des Kammermusiksaals vom steinernen Sockel, in den die Sitzreihen eingelassen sind. Die Wände des ungewöhnlich hohen Konzertsaals sind geschwungen und weisen eine wellenförmige Anordnung aus konvexen und konkaven Linien auf, die im Grundriss eine amorphe, amöbenartige Form bildet. Die Wandflächen des Saals im ersten Obergeschoss sind größtenteils verglast und lassen so spannungsreiche Sichtverbindungen in den Außenraum zu. Bei Musikaufführungen werden die transparenten Flächen des Saals durch einen Vorhang geschlossen, um eine besondere Dramaturgie und Konzentration auf die Musik zu ermöglichen. Im unteren Foyer, welches über den niedriger liegenden Vorplatz erschlossen wird, führten die Architekten die organische Form des Saals im Kern des Gebäudes als opake Holzfläche fort. Das Innere des Konzertsaals besticht durch seine Raum- und Materialqualitäten: komplett in Holz ausgeführt empfängt der skulpturale Saal seine Besucher mit einer warmen, intimen und konzentrierten Atmosphäre.

Die Einbettung des Casals Forums in den Hang ermöglicht den Besuchern den Zutritt über das prominente, ebenerdige Foyer am höchsten Punkt des Hügels oder über das untere Foyer, welches über den in den Hang eingelassenen Vorplatz erreicht wird.

Die Grundbeleuchtung im oberen Foyer, das sich 360 Grad um den organisch geformten Saalkörper erstreckt, wird durch in eine fugenlose Metallrasterdecke integrierte Leuchten erzeugt, die einen offenen Blick auf die fließende Architektur erlauben. In das ca. 30×30 mm Raster der abgehängten Metalldecke sind einzelne quadratische Downlights in 5er-Anordnung dezent eingelassen, sodass sich ihre Erscheinung in den Aussparungen zurücknimmt und dafür ihre Lichtwirkung umso eindringlicher in den Vordergrund tritt. Der Raum wird mit druckvollem Licht aufgeladen und das warmweiße Licht betont dabei die hochwertigen Holzoberflächen sowie den hellen Steinboden.

Im Falle einer Ausstellung ermöglichen die Miniatur-Downlights eine angemessene Ausleuchtung der Displays, während in den Randbereichen des Eingangs Informationsmaterial und Veranstaltungsplakate durch schwenkbare Richtstrahler hervorgehoben werden können. Auch die filigrane Struktur aus abgehängten, mundgeblasenen Glasröhren, eine von Vogelschwärmen inspirierte Lichtinstallation des niederländischen Kollektivs Studio Drift, wird dezent von Licht hervorgehoben.

Die geschwungene Glaswand um den Kammermusiksaal wird durch einen umlaufenden, schmalen LED-Streiflichtkanal begleitet und beleuchtet den Vorhang im Falle eines Konzerts mit einem sanften Licht. Durch die Betonung dieses gestalterisch wichtigen Elementes wird der Raum wirkungsvoll und atmosphärisch inszeniert, während dem außenstehenden Betrachter gleichzeitig die aktuelle Nutzung des Saals vermittelt wird. Die filigrane Lichtlinie sitzt am Ansatzpunkt der gebogenen, champagnerfarbenen Metallabdeckung, die einen konkaven Übergang von der Vertikalen in die Deckenebene bildet. Das Thema der kontinuierlichen Lichtlinie wird im unteren Foyer als Streiflicht bei den holzverkleideten Wänden um den amorph geformten Kern fortgeführt.

Ein deckenintegrierter Lichtkanal nimmt die Orthogonalität der gegenüberliegenden Wände auf und dient raumseitig als Grundbeleuchtung. Der Einbaukanal ist mit diffusen Lichtliniensegmenten in den Längen 600 mm und 1200 mm sowie mit ausrichtbaren, schwarzen Strahlern bestückt, um eine ausgewogene Allgemeinbeleuchtung mit zonierendem gerichtetem Licht zu ermöglichen. Die Zugangsbereiche zum Kammermusiksaal, die Kasse sowie die Garderobe setzen sich formal ab und werden zugunsten der Orientierung jeweils durch Downlights markiert.

Licht Kunst Licht AG
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Die geschwungenen Wände des Kammermusiksaals, dem Herzstück des Ensembles, sind das Ergebnis einer intensiven Zusammenarbeit zwischen dem Architekten Volker Staab und dem renommierten Akustiker Martijn Vercammen. So ist mit der Synthese aus akustischen Anforderungen und architektonischem Gestaltungswillen ein Konzertsaal geschaffen worden, der in seiner freien und kompakten Form einzigartig ist. Um eine exzellente Akustik zu erreichen, sind die Wände konkav und konvex geschwungen. Sie tragen und reflektieren den Klang für das Publikum. Die Größe der Bühne ist flexibel anpassbar: Sie bietet Platz für Solisten und kleine Ensembles, aber auch für eine Kammerphilharmonie mit 65 Musikern. Das Zuhörerparkett umfasst 13 Sitzreihen und wird durch zwei Sitzreihen auf den oberen Rängen ergänzt.

Die Allgemeinbeleuchtung des ca. 14 Meter hohen Saals erfolgt durch insgesamt 90 zylindrische Pendelleuchten in Sonderkonstruktion, die in ihrer Anordnung der Gestaltung der Decke folgen. Die Pendelleuchten bestehen aus einem bräunlich getönten Glaskörper, der im ausgeschalteten Zustand geschlossen anmutet und bei eingeschaltetem Licht transluzent und leicht wirkt. Diese Lichtkomponente erfüllt den oberen Halbraum des Saals mit diffusem Licht und blendet dessen Holzoberflächen mit weichem Licht ein. Zusätzlich besitzt die Pendelleuchte eine Downlight-Komponente, die für gerichtetes Licht auf der Bodenebene sorgt. Um vorprogrammierte, individuelle Lichtszenen zu realisieren, sind beide Elemente getrennt voneinander schaltbar, während jede einzelne Leuchte in ihrer Intensität bei einer konstanten Lichtfarbe von 3.000 K ansteuerbar ist. Zu kleinteiligen Gruppen zusammengefasst, lassen sich die Pendelleuchten zu unterschiedlichen „Schwärmen“ formieren. Die Größe des Schwarms reagiert dabei auf die Größe der genutzten Bühnenfläche und inszeniert angemessen Bespielungen vom Solisten über Kammerspiele bis zu großen Orchestern.

Die Lichtplaner haben in enger Abstimmung mit den Architekten und dem Nutzer diverse Lichtszenen entwickelt, die einen schrittweisen Atmosphärenwechsel vom hell erleuchteten Saal bis hin zur intimeren Konzertsituation ermöglichen. So präsentiert die Lichtszene „Einlass“ inklusive der Pendelleuchten mit diffus- und gerichtetem Lichtanteil zunächst den gesamten Raum in voller Pracht. Um im Anschluss die Besucher zu ihren Plätzen zu leiten, werden in der folgenden Szene die Leuchten über dem Publikum langsam ausgeblendet und der Diffusanteil über der Bühne verliert an Intensität. Auf diese Weise wird die Aufmerksamkeit zunehmend auf die Bühne gelenkt, bis schließlich das Maximum an Zonierung und Fokus erreicht ist. Durch die Möglichkeit von Schwarmbildung kann beispielsweise mit nur vier Pendelleuchten eine äußerst dramatische Stimmung für etwaige Ansprachen geschaffen werden oder mit einer größeren Leuchtengruppierung exakt auf die verschiedenen Größen der Bühnen bzw. der Sitzordnungen des Orchesters reagiert werden. Sogar für den Applaus gibt es eine spezifische Lichtszene, indem sich die Beleuchtung auf der oberen Tribüne einschaltet und damit Teile des Publikums sichtbar macht. Ergänzt wird das Licht auf der Bühne durch Strahler, die für eine dezente Gesichtsfeldausleuchtung hinter ausklappbaren Blenden hervortreten.

In die Setzstufen des Zuschauerraums sind kleinformatige Einbauleuchten integriert, die während der gedimmten Lichtsituation eines Konzertes für eine sichere Bewegung und Orientierung der Zuschauerinnen und Zuschauer sorgen. Die mit der oberen Foyerebene abschließenden Ränge sind mit deckenbündigen Downlights angemessen beleuchtet, während die Wandflächen bei den holzverkleideten Eingängen durch Wallwasher markiert werden und wie selbstverständlich zur Orientierung im Raum beitragen.

Um die beiden Häuser Kammermusiksaal und Studien- und Verwaltungszentrum gestalterisch zu verbinden, wurde in den Bereichen zum zentralen Außenbereich der gleiche Deckenlichtkanal eingesetzt wie im unteren Foyer des Konzertsaals. Auch hier kommen diffuse Lichtlinien zum Einsatz, die von Strahlern zur akzentuierenden Beleuchtung ergänzt werden. Dekorative Pendelleuchten grenzen den Bereich des Empfangstresens optisch ab, während Sitzgruppen einen zusätzlichen Akzent und Zonierung durch Stehleuchten erhalten.

In den tageslichtfreien Flurbereichen zu den Vorspiel- und Übungsräumen, werden die Wände mit Einbauwandflutern ausgeleuchtet. Durch die Betonung der vertikalen Flächen wirkt der geschlossene Raum vergrößert und einladend. Zusätzlich ermöglicht die gleichmäßige Ausleuchtung der Wand dem Nutzer eine flexible Anordnung von zum Beispiel Bildern oder Informationen.

Aufgrund der hohen Anforderungen an die Akustik in den Übungs-, Vorspiel- und Unterrichtsräumen befinden sich an der Decke großformatige runde Akustikpaneele, die in einem vorgegebenen Winkel an der Decke montiert sind. Die hier ausgewählten runden und diffus abstrahlenden Flächenleuchten integrieren sich mit ihren Durchmessern von 450 mm bzw. 600 mm hervorragend in das Deckenbild.

Auch der Vortrags- und Prüfungssaal hat eine hohe Anforderung an die Akustik. Im Gegensatz zu den Vorspielräumen sind die Akustikpaneele hier eckig und streng orthogonal angeordnet. Die Beleuchtung erfolgt durch lineare Downlights, die mittig in den Paneelen angeordnet sind und sich optisch im Deckenbild zurücknehmen. Zusätzlich werden Wallwasher an den wandnahen Paneelen zur Ausleuchtung der vertikalen Flächen eingesetzt.

Die Erschließungs- und Bewegungsflächen im Außenraum des Casals Forums werden über architekturangebundene Wandleuchten illuminiert. Zusätzliche Pollerleuchten leiten den Besucher sicher über die Topographie des Geländes zum Gebäude, während die Bäume auf dem Vorplatz durch Bodeneinbaustrahler inszeniert werden und so eine angenehme Aufenthaltsqualität für die Besucher geschaffen wird.

In das überkragende Dach des Kammermusiksaals integrierten die Lichtplaner platzseitig und im Bereich des Eingangs dezente Downlights, die mit ihrem weichen Licht einen Lichtteppich auf dem Boden erzeugen und den Besucher in das Gebäude einladen. Durch das sanfte Licht, welches über die großzügigen Verglasungen aus dem Innenraum ausgesendet wird, wirkt die Decke schwebend und leicht. Die Beleuchtung des Vorhangs, der der geschwungenen Form des Konzertsaals folgt, wird eine ansprechende Fernwirkung erzielt.

Mit dem neuen Casals Forum im Musikquartier Kronberg ist nach zehn Jahren die Vision der Bauherren in die Wirklichkeit transformiert worden, einen Ort zu schaffen, in dem Musik entsteht und Künstler sich entfalten können. Die Kronberg Academy hat mithilfe des beharrlichen Engagements eines kompetenten und motivierten Planungsteams ein Neubauensemble auf Weltklasseniveau hervorgebracht, welches einzigartige Architektur mit einem erstklassigen Klangerlebnis, ästhetischem Anspruch, moderner Technik und Nachhaltigkeit vereint. Das Lichtkonzept unterstützt die vielfältigen Nutzeranforderungen mit einer behutsamen, flexiblen und integrierten Lichtlösung, die sich im Sinne des Vermächtnisses von Pablo Casals ganz in den Dienst der Musik und Architektur stellt.