Licht Kunst Licht AG
Museen & Ausstellungen

NATURHISTORISCHES MUSEUM

Oslo, Norwegen
Ausstellungsgestaltung
Atelier Brückner, Stuttgart
Bauherr
Naturhistorisk Museum, Oslo
Projektgröße
2.300 m²
Fertigstellung
2022
Fotos
ATELIER BRÜCKNER / Marcus Sies
Awards
2

Naturhistorie als Erlebnis
Sensible Lichtinszenierung für das Naturhistorische Museum in Oslo

Nach den umfassendsten Ausbaumaßnahmen in seiner Geschichte öffnete das Naturhistorisk Museum in Oslo im Mai 2022 erneut seine Pforten für Besucher. In Zusammenarbeit mit den Museumswissenschaftlern schufen die Ausstellungsgestalter des namhaften Planungsbüros Atelier Brückner aus Stuttgart auf 2.300 m² Ausstellungsfläche eine beeindruckende Sammlung aus über 4,5 Milliarden Jahren Naturgeschichte. Zugleich reichhaltig und sensibel fügen sich die Exponate und ihre Museografie in das historische, 100 Jahre alte Gebäude mit seinen denkmalgeschützten Innenausbauten und nehmen die Besucher mit auf eine Reise durch die Zeit. Zurückhaltend, angemessen und gleichzeitig immersiv haben wir die neue Ausstellung mit Licht in Szene gesetzt.

Der Ausstellungsgestaltung gingen umfangreiche Um- und Ausbaumaßnahmen am Gebäude voraus. Diese haben früh die Infrastruktur für die spätere Bespielung des Hauses geschaffen. Obwohl das Team von Licht Kunst Licht recht spät in das Projekt eintrat, konnte noch Einfluss genommen werden auf etwa die Verortung von Stromschienen für die spätere Aufnahme von Ausstellungsstrahlern. Weiterhin wurden die Strahler für die Funktionsbeleuchtung jenen der Ausstellungsbeleuchtung in Modell, Größe und warmtoniger Lichtfarbe angeglichen, um ein einheitliches Erscheinungsbild zu ermöglichen. Die Stromschienen begleiten alle wichtigen Zonen und nehmen Strahler mit wechselnden Lichtverteilungen und Accessoires auf. Ein Beleuchtungskonzept, das besonders in der feinfühligen Justage seinen Zauber entfaltet und Formen, Farben und Texturen durch sorgfältig gesetzte Akzente zum Leben erweckt.

In chronologischer Abfolge nimmt das Museum die Besucher an die Hand und führt sie entlang der Zeitachse aus der fernen in die jüngere Vergangenheit.

Gleich zu Beginn empfängt die Ausstellung die Besucher mit einigen Highlights. Während man sich vom T-Rex-Fossil als mögliches Abendessen taxiert fühlt, erkundet man bunt befiederte Klein-Saurier, Vorfahren von Fischen und Vögeln und Ammoniten, um nur einige Beispiele zu nennen. Das Licht erweckt nicht nur ihre Dreidimensionalität zum Leben, auch die Schattenprojektionen auf den Podesten sind Teil der Inszenierung.

Beim Übergang in den nächsten Raum ertönt zum Abschied noch der markerschütternde Schrei des T-Rex, bevor der Besucher die Entwicklung der Säugetiere entdeckt. Hier befinden sich unter anderem Ausgrabungselemente aus der Grube Messel, sanft und eindrucksvoll hinterleuchtet auf einem Tischdisplay. Hierfür sind in den Ausstellungstisch versteckte Lichtkacheln eingebaut, die die filigranen Knochengebilde in besonderer Weise sichtbar machen.

Entlang der Fenster sind Vitrinen angeordnet, die Kleinexponate aufnehmen, gut ausgeleuchtet durch integriertes lineares Licht, das sich in den denkmalgeschützten Ausstellungsmöbeln verbirgt.

Die Vitrinen im Gebäude unterscheiden sich deutlich in ihren Abmessungen und Ausgestaltungen sowie in ihrer Anordnung im Raum, und so war die Anpassung der diversen integrierten Beleuchtungselemente an die verschiedenen Gegebenheiten eine Herausforderung für sich.

Um eine gute Abwägung zwischen Inszenierung der Exponate einerseits und Ausblendung der Lichtquelle andererseits zu erreichen, war die Herstellung von maßangefertigten Shutterprofilen notwendig.

Insbesondere im ersten Obergeschoss, wo eindrucksvolle, ja geradezu magisch mit Licht und Farbigkeit aufgeladene Mineralien zu bestaunen sind, stellen die Vitrinen die wichtigsten Orte für das Ausstellungsgut dar. Große Schrankvitrinen stehen im Wechsel mit fensternahen Tischvitrinen. Dazwischen befinden sich raumteilende niedrige Showcases – alle mit integriertem Licht, das sich in das gebaute Korsett der denkmalgeschützten Möbel einfügen musste.

Die ungewöhnlich niedrigen Räume im 2. Obergeschoss verströmen eine eigene Atmosphäre. Fast wähnt man sich im „Bauch“ des Museums. Zu Beginn jedoch, erlebt man von einer Galerie aus einen Meteoritenschauer, der sich in den zweigeschossigen Raum ergießt. Entlang der Brüstung sind echte Meteoritenfragmente zu erleben. Alles schimmernd in Szene gesetzt von Strahlern, die sorgfältig den Raum und seine Exponate herausarbeiten.

Pendelleuchten sind mit filigranen Seilen zwischen den Meteoriten verortet und beleuchten kontrastreich die Bohrkerne des Ozeanbodens, ausgestellt in der darunterliegenden Gebäudeebene.

Hier erlebt der Besucher die Erde als Planet mit all ihren Schichten und Besonderheiten. Ähnlich wie im benachbarten Raum, erfolgt auch hier die Beleuchtung aus Strahlern. Diese sind im Randbereich über Balustraden und Tischen so angeordnet, dass der Besucher sie nicht als störend empfindet.

Zum Schluss erkundet der Besucher die Crystal Cave, angelegt als immersives Erlebnis. Über einen Gittersteg durchquert man eine Kristallhöhle auf halber Raumhöhe und erlebt Kristallstrukturen, die direkt aus der Wand zu wachsen scheinen. Mit aufwändiger Technik sind 20 t Mineralien dort angebracht worden und werden von verborgen installierten Strahlern unter dem Steg mit einer weichen Lichtpräsenz belegt. Diese sind mit Abblendklappen versehen und mit eigens gefertigten Vorrichtungen an der Stegkonstruktion befestigt.

Aus dem Kristallraum gelangt man dann in einen Raum mit kristallin anmutenden wandintegrierten Vitrinen, die allerlei Calcit-Mineralien in Szene setzen. Auch diese Vitrinen, allesamt neu erstellt, enthalten lineare Lichtquellen, die die Exponate aus dem sonst eher dunkel gehaltenen Raum hervorheben. Nur die Durchwegungen sind ganz leicht von stark gedimmten Downlights erhellt. Diese sind nahezu unsichtbar in die dunkle Metallgitterdecke eingelassen.

Besonders zu erwähnen ist die UV-Kammer. Dort sind auf einer schwarz verkleideten Rückwand fluoreszierende Mineralien montiert, die mit verschiedenen Wellenlängen des UV-Lichts interagieren. Sie werden abwechselnd mit sichtbarem Licht, mit UV-A und UV-C Strahlung beleuchtet. In der letzten Szene wird das Licht ausgeschaltet, und der Besucher sieht für einige Augenblicke die Kristalle nachleuchten, bis ihre Helligkeit verglimmt und die Abfolge der unterschiedlichen Lichtquellen von neuem beginnt. In einer sorgfältigen Abstimmung mit den hauseigenen Wissenschaftlern und externen Spezialisten wurden seitens Licht Kunst Licht die UV-Lichtparameter recherchiert und umgesetzt. Das zum Teil großformatige Equipment wurde dabei erfolgreich in Boden- und Deckentaschen versteckt und ist für die Besucher schwer bis gar nicht zu verorten.

Sensibel fügt sich das Licht aus Stromschienenstrahlern und vitrinenintegrierten Elementen in das historische Gebäude und seine Möblierung ein. Es geht flexibel auf die vielfältigen Exponate ein und erzeugt eine besondere Harmonie mit dem Ausstellungsgut.

Gleichzeitig wird in der neu geschaffenen Crystal Cave ein immersiver Raum erzeugt, der im tageslichtlosen Untergrund eine spannende Kunstlichtinszenierung erfährt.

So trägt das Licht zum ganzheitlichen Museumserlebnis bei und hebt die Exponate in mal harmonischer, mal inszenatorischer Weise hervor.

Licht Kunst Licht AG
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