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Museen & Ausstellungen

Museum Gunzenhauser

Chemnitz, Deutschland
Architekten
Staab Architekten GmbH, Berlin
Bauherr
Stadt Chemnitz
Nutzer
Stiftung Gunzenhauser
Projektgröße
3.600 m²
Fotos
Werner Huthmacher
Fertigstellung
2007
Bauvolumen
9,5 Millionen Euro
Beleuchtungsetat
0,43 Millionen Euro

Das Museum Gunzenhauser in Chemnitz

2007 wurde in Chemnitz die Sammlung Gunzenhauser eröffnet. Dazu baute das Berliner Büro Staab Architekten ein bestehendes Sparkassengebäude aus den 1920er Jahren zu einem Museum um. Das behutsam entwickelte Beleuchtungskonzept geht speziell auf die lichtempfindlichen Exponate ein.

Mit dem Museum Gunzenhauser wurde eine Synthese aus respektvollem Bestandsschutz und zeitgenössischer Architektur geschaffen und dabei ein scheinbar ungeeignetes Gebäude mit einfachen und effektiven Mitteln in einen Museumsstandort der Oberliga verwandelt. Die Architektur nimmt sich dabei stets gegenüber den außerordentlichen Exponaten zurück. Das Licht folgt dieser Haltung, konzentriert sich auf die Kunst und setzt auf körperlose Leichtigkeit im Gegensatz zu objekthafter Vordergründigkeit.

Im Herzen des Entwurfs liegt die ehemalige Kassenhalle im Erdgeschoss, ein lichtdurchfluteter Oberlichtsaal mit darüberliegendem Lichthof, um den sich die Ausstellungsräume gruppieren. Die vertikale Erschließung erfolgt durch eine nachträglich eingefügte, einläufige Kaskadentreppe, welche die Ausstellungsgeschosse miteinander verbindet und sich als zeitgenössisches Element darstellt.

Da die Sammlung sich vorrangig auf Grafiken konzentriert, war die Tageslichtsituation auf diese besonders empfindlichen Exponate abzustimmen. Um diese Anforderung zu erfüllen, sind die hierfür geeigneten Räume so zu belichten, dass zu keiner Zeit höhere Maximalbeleuchtungsstärken als 50 Lux auf den Ausstellungswänden entstehen. Alle außenliegenden Ausstellungsräume wurden mit einer Vorsatzschale versehen, die als Exponatsträger dient. Somit wurden die eintretenden Tageslichtmengen von vorneherein erheblich reduziert. Die zum Innenhof gelegenen Fenster sowie der Oberlichtsaal der Kassenhalle wurden als Tageslichtquellen beibehalten.

Aufgrund der Fülle von Exponaten ist mit einem schnell getakteten Wechsel der Ausstellungsstücke zu rechnen. Solcherart veränderliche Gegebenheiten erfordern eine flexibel angelegte Beleuchtung. Schon früh war somit die Idee eines wandbegleitenden, durchlaufenden, linearen Wandfluters mit integrierter Stromschiene geboren. Dieser ist mit T16-Leuchtstofflampen in Museumsqualität bestückt und stufenlos dimmbar. Bei Dimmwerten oberhalb von 60% werden höchste Anforderungen an die Farbwiedergabe erfüllt. Für besonders empfindliche Exponate – wie die vorgenannten Grafiken – erzeugt stark abgedimmtes Wandfluter-Licht einen sanften Lichtschleier. Die eigentliche Kunstbeleuchtung erfolgt hier nun aus Stromschienenstrahlern, die entsprechend niedrig bestückt sind. Die Hintergrundbeleuchtung aus den Wandflutern bündelt so das Raumgefüge und verhindert den Eindruck, dass die Exponate scheinbar frei im Dunkeln schweben. Durch die Halogen-Bestückung wird auch für die Grafikbeleuchtung eine exzellente Farbwiedergabe erzeugt.

Entlang der Lichthoffassade sind die Fenster raumseitig mit einem transluzenten textilen Blendschutz versehen. Dahinter ist in einer Aussparung in der Fensterlaibung eine Lichtquelle montiert, die auch am Abend die Fensteröffnungen mit Licht füllt und verhindert, dass diese sich bei Dunkelheit in schwarze Löcher verwandeln. Somit bleibt die Orientierung und Führung am Lichthof erhalten.

In der Süd-West-Fassade schieben sich gläserne Erker mit optischer Leichtigkeit aus dem Gebäudevolumen. Diese sind als Rückzugs- und Aussichtsorte abseits des musealen Rundganges angelegt und verströmen eine kontemplative Stimmung. Hier ist die Beleuchtung aus gerichteten Deckeneinbaudownlights so ausgelegt, dass der Besucher den freien Ausblick zur Zwickauer Straße ohne störende Lichtquantitäten und Reflexionen genießen kann.

In der ehemaligen Kassenhalle, dem Oberlichtsaal im Erdgeschoss übernimmt je nach Erfordernis das Tageslicht oder das Kunstlicht die Regie. Zuweilen bilden auch beide Komponenten eine schlüssige Symbiose – abhängig vom Schließzustand der Verdunklung oder vom Dimmzustand des Kunstlichtes.

Dieses ist in Form von Lichtbändern an der Unterkonstruktion der Lichtdecke montiert und oberhalb der Staubdecke angeordnet. Durch die Transparenz des Materials sind die Lichtlinien auf der Glasfläche vage ablesbar. Es entsteht der Eindruck von räumlicher Tiefe im Gegensatz zur monolithischen Zweidimensionalität einer völlig homogenen Lichtdecke. Die Lichtbänder sind mit T16-Lampen in Museumsqualität bestückt und mit Reflektoren versehen, die dem Licht Brillanz und eine druckvolle Schattigkeit verleihen, ohne die Gleichmäßigkeit der Raumbeleuchtung zu beeinträchtigen.