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Kulturbauten & Veranstaltungsorte

Gießhalle Sayner Hütte

Bendorf, Deutschland
Bauherr
Stadtverwaltung Bendorf
Nutzer
Stiftung Sayner Hütte
Projektgröße
1.150 m²
Fotos
Johannes Roloff
Thomas Naethe
Fertigstellung
2015
Beleuchtungsetat
0,1 Millionen Euro
Awards
6

Altes Eisen und Neues Licht – Die Beleuchtung der Gießhalle der Sayner Hütte in Bendorf

Die Sayner Hütte ist 1830 in Bendorf am Rhein als Gießhalle einer preußischen Eisenhütte erbaut worden und wurde mit ihrer leichten Eisen- und Glaskonstruktion zu einem Prototyp der großen Architekturen der europäischen Industrialisierung. Nachdem die Gießhalle im Laufe des letzten Jahrhunderts dem Verfall preisgegeben wurde, ist sie in den letzten Jahren in ihrer Bedeutung als „eiserne Kathedrale“ wiederentdeckt worden. Wo einst flüssiges Eisen in Bahnen strömte und Schinkels Eisenkunstguss für Preußen entstand, steht seit Juni 2015 ein Kulturdenkmal mit ihrer aufwändig restaurierten Architektur für den Besucher offen.

Um dem flexiblen Nutzungskonzept gerecht zu werden, wurde die Beleuchtung ausschließlich mit LED-Leuchten umgesetzt, die jedes Architekturelement einzeln betont und voll steuerbar ist. So werden differenzierte Lichtstimmungen angepasst an die momentane Nutzung erzeugt, die das nächtliche Gebäude nuanciert beleuchten.
Der Blick von außen auf die gläserne Westfassade der Sayner Hütte führt in die Tiefe des Gebäudes, entlang des Weges der Eisenschmelze, bis hin zur Rückwand, die einst die Schmelzöfen enthielt. Die Beleuchtung unterstreicht die Leichtigkeit und Transparenz der basilikalen Bauform, lässt sie von innen heraus strahlen und kontrastiert sie so in der nächtlichen Ansicht gegen den Berg, aus dem das Eisen einst gewonnen wurde.

Im Innern akzentuiert das Lichtkonzept die Architekturelemente einzeln und schafft so die Möglichkeit differenzierter Lichtkompositionen, ganz nach den Erfordernissen der jeweiligen Veranstaltung. Die Leuchten sind entlang einer horizontalen Ebene montiert, die die Längsausdehnung und Geometrie des Raumes betont sowie sich dem formalen Kontrast zwischen den vertikalen Stützen des unteren Halbraumes und dem horizontalen Dachraum unterordnet. Im Zusammenspiel mit der Allgemeinbeleuchtung wirkt das Licht somit gleichmäßig; die Gesamtatmosphäre öffnet sich dem Besucher, während das metaphorisch rote Dach eine formale Klammer bildet, die selbstverständlich auch in anderen Farben eingestellt werden kann. Während das Dach des Mittelschiffes mittels linearer RGB-Strahler als horizontales, alles überspannendes Bauteil herausgearbeitet wird, ist die hohe Rückwand die einzige direkt beleuchtete Wandfläche und wird über Bodeneinbau-Wandfluter eingeblendet, die so einen hellen Hintergrund für die dunklen Eisenkonstruktionen schaffen. Gleichzeitig werden ausgewählte Elemente der Industriearchitektur jeweils durch engstrahlende Anbaustrahler besonders betont, um die strenge Abfolge vertikaler Strukturen zu aufzulockern. Im Gegensatz zur Allgemeinbeleuchtung, die in einer warmen Lichtfarbe erfolgt, werden sie in einer kälteren Lichtfarbe betont, die so einen subtilen, jedoch erlebbaren Kontrast erzeugt.

Jede einzelne der Leuchtenpositionen wurde mit großer Sorgfalt festgelegt und aufwändig installiert, um die denkmalgeschützte Struktur nicht zu beeinträchtigen. Alle Leuchten und Zubehörteile sind in Abstimmung mit dem Denkmalschutz im selben Farbton wie die eisernen Strukturen gefasst. Alle direkt wirkenden Strahler sind mit Wabenrastern oder Abblendschuten versehen, um so eine präzise und blendungsarme Lichtverteilung zu erzielen.
Die durchdachte Beleuchtung lässt die Sayner Hütte aus sich heraus glühen, erinnert so an ihre ehemalige Nutzung und verströmt eine warme und zugleich raue Anmutung.